© Harald Krondorfer

Gesamtfahrstrecke: ca. 1130 km

Als wir in Stuttgart aufbrechen wollen, regnet es bei ungemütlichen 13°C. Wir sind nahe dran, hinterm Ofen zu bleiben und uns unsere Ausfahrt abzuschminken. Wir einigen uns darauf, wenigstens abzuwarten, bis der Nieselregen aufhört, um nicht schon in Regenkombis losfahren zu müssen. So kommen wir erst am frühen Nachmittag los und tatsächlich – bis zur Schwäbischen Alb bleiben wir trocken. Ab Biberach regnet es dann aber wieder und die Temperaturen sind nach dem Regen auch nicht gerade so, dass wir auf eine Schicht Kleidung verzichten möchten. Im Allgäu bei Isny lese ich auf einem Thermometer am Straßenrand zwei erbärmliche Grad ab – plus immerhin! Wir quartieren uns schnellstmöglich auf einem Bauernhof in der Nähe von Aach ein. Die Wirtin erzählt uns, dass es am Nachmittag hier noch geschneit hatte! Ein bißchen freundlicheres Wetter hatten wir aber schon bestellt!

Alpentour 1997

 Übersichtskarte

Im Allgäu
Hochtannberg
Hochtannberg
Rheinschlucht
Am nächsten Morgen geht es gut gefrühstückt und bei Kaiserwetter über die Grenze nach Österreich. Wir haben Glück: Der Hochtannbergpaß (1679 m) war in der letzten  Woche noch gesperrt. Die  Auffahrt ist ein gigantisches Erlebnis. Rechts und links neben der Straße liegt noch Neuschnee, die intensive Sonneneinstrahlung sorgt aber für erträgliche Temperaturen und eine trockene Straße. Vorsicht ist allerdings bei den Tunneldurchfahrten angesagt: Hier schimmert schon mal Eis im Scheinwerferlicht.

Die Verbindung Warth-Lech ist noch gesperrt. Also fahren wir von Warth durchs Lechtal. Bei einem Fotostopp habe ich meine Schrecksekunde: Den Golf GTI, der mit sicherlich 100 km/h angerauscht kommt, habe ich bei meinem Wendemanöver einfach übersehen. Und so kann ich nur von Glück sagen, dass der Fahrer allem Anschein nach sein Gefährt beherrscht. Nach kurzer Vollbremsung löst er die Bremse und sticht durch die knapp drei Meter breite Lücke zwischen mir und meinen Brüdern. Wenn ich das Rauchen nicht schon längst gesteckt hätte, wäre dies der Zeitpunkt für eine Zigarette... Da das Hahntennjoch noch Wintersperre hat, biegen wir in Stanzach rechts ab ins Namloser Tal. Eine enge und wenig befahrene Straße führt uns über Berwang nach Leermoos. Hier müssen wir uns in den Verkehr über den Fernpaß (1209 m) einreihen.

In Imst biegen wir ins Pitztal ein. Auch hier finden wir eine schöne und um diese Zeit wenig befahrene Strecke bis zur “Endstation” Mittelberg (1740 m). An der Talstation der Seilbahn begegnen uns Skifahrer. Da inzwischen dichte Wolken die Sonne verhängen, ist es schon wieder empfindlich kalt geworden und wir sind uns gar nicht so sicher, wer hier eigentlich fehl am Platze ist.

In Wenns biegen wir links ab und fahren über ein einspuriges Sträßchen zur Pillerhöhe (1556 m). Solche Straßen liebe ich: Prima asphaltiert, kein Verkehr und tolle Landschaft. Wir suchen uns in Prutz eine Bleibe und ergeben uns den kulinarischen Versuchungen. Es bedarf gar nicht vieler Biere, um schon sehr früh in einen tiefen Schlaf zu fallen ...

Der nächste Tag beginnt wolkenverhangen, aber trocken. Wir überqueren kurz nach Pfunds die Grenze in die Schweiz und je näher wir dem Flüelapass (2383 m) kommen, um so mehr klart es auf. Am Flüela selbst gibt es noch jede Menge Schnee, aber da die Sonne scheint, nehmen wir uns die Zeit für ein paar Fotos.

Über Davos, Tiefencastel und Thusis ging’s auf recht vielbefahrenen Hauptstrecken nach Bonaduz, wo man unbedingt den Abzweig durch die Rheinschlucht nehmen muß. Auch hier treffen wir wieder auf enge und kaum befahrene Straßen, auf denen sich alle Nase lang ein lohnendes Motiv für einen Fotostopp ergibt. Ab Ilanz folgen wir nun wieder der 19 über Disentis auf den Oberalppass (2044 m). Die Abfahrt mit einigen langgestreckten Kurven macht richtig Laune: Wir waren schon versucht, nochmal umzukehren, haben das dann aber nach einem Blick auf die Uhr sein lassen.

Die Straße am Vierwaldstätter See entlang ist zwar relativ vielbefahren, bietet dafür aber einiges fürs Auge. In Schwyz wird uns der Verkehr aber dann doch zuviel, und so fahren wir über kleinere Straßen am Ägerisee entlang Richtung Norden. Leider läßt sich Zürich aus dieser Richtung so gut wie nicht umfahren, also müssen wir mittendurch. Ab Bülach flüchten wir dann aber wieder auf Nebenstraßen, wobei sich mir die Frage aufdrängt, was nerviger ist: einfach ein Stück auf der Autobahn oder der Bundesstraße entlang zu rauschen oder auf reizvollere Nebenstraßen auszuweichen und dafür an jeder Abzweigung auf der Karte nachschauen zu müssen. Unsere genaue Fahrstrecke bis zum Rheinfall in Schaffhausen kriege ich im nachhinein jedenfalls nicht mehr zusammen.

Da es dann aber nach der Besichtigung des Rheinfalls schon recht spät geworden ist, entscheiden wir uns nun für die Variante I: Wir rauschen auf möglichst geradem Weg über die B27 und A81 zurück Richtung Stuttgart.