© Harald Krondorfer

Gesamtfahrstrecke: ca. 1240 km

Beim Start in Ludwigsburg ist eitel Sonnenschein: fast schon zu warm, um in Leder zu fahren. Unser Nahziel ist der Schwarzwald. In Horb weichen wir von der Bundesstraße ab und gelangen über reizvolle Nebenstraßen nach Alpirsbach. Unser erster Paß auf der diesjährigen Tour ist der Kandel (1241 m). Der Südschwarzwald sind einfach ideal zum Motorradfahren und so begegnen uns so viele Biker, dass man den sonst obligatorischen Gruß bald wegläßt, will man nicht ständig einhändig fahren. Leider sind einige der besten Strecken in den Sommermonaten für Motorräder gesperrt.

Am Schluchsee dürfen wir erstmals in die Regenkombis steigen. Zum Glück reißen die Wolken aber auch bald wieder auf, so dass wir uns unserer “Ganzkörperkondome” bald wieder entledigen können. Auf Nebenstrecken erreichen wir Küssaberg. Nach kurzer Fahrt am Rhein entlang queren wir den Fluß bei Kaiserstuhl. Wir übernachten in einer sauteuren Jugendherberge in einem Nest namens Bachs. Das angeschlossene Restaurant ist eher was für Körnerfresser: ökologisch und politisch korrekt, nix jedoch für ausgehungerte Mopedfahrer. Na ja, man kann nicht immer Glück haben ...

Nach dem Frühstück ist unsere erste Tat, den Straßenbericht zu hören. Sieht gar nicht so schlecht aus: Grimsel- und Furkapaß sind offen, nur auf der alten Gotthardstraße gilt noch Wintersperre. Zunächst einmal heißt es allerdings, dem morgendlichen Verkehr um Zürich herum zu entkommen. Das gelingt uns auch ganz gut und wir erreichen bald Luzern. Ein kurzer Gang durch die Altstadt muß schon sein, zumal der verwöhnte Hintern doch schon etwas schmerzt. Wir halten uns südlich auf der ”4” und hätten beinahe vor lauter Vorfreude auf den Grimselpaß den Breuningpaß (1008 m) gar nicht bemerkt. Am Grimsel (2165 m) haben wir dann aber kein Glück mit dem Wetter: Die Sicht ist so schlecht , dass wir wohl niemals erfahren werden, ob wir nun durch Nebel oder durch Nieselregen fahren. 20 Meter Sicht ist das Maximum! Dazu ist es noch saukalt (nur knapp über Null) und links und rechts der Straße liegt meterhoch Schnee. Auf der Straße selbst sind zum Glück nur Schneereste. Auf der Paßhöhe halten wir kurz an um uns gegenseitig Mut zu machen und uns zu bestätigen, was wir doch für harte Kerle sind. Da sehen wir neben uns ein Paar auf einem Schlitzi-Chopper, und die Schnecke hinten drauf ist in Jeansjacke unterwegs! Wir verstehen die Welt nicht mehr!

Alpentour 1998

 Übersichtskarte

Furkapass im Nebel
Alte Gotthardtstraße
Alte Gotthardtstraße
am Gotthardt
am Gotthardt
Als wir dann über die Paßhöhe sind, wird das Wetter schon besser. Den Furkapaß (2436 m) nehmen wir zumindest mit soviel Sicht, dass das nebenstehende Foto  möglich war. Schade, als ich vor einigen Jahren im Sommer in der Gegend war, habe ich den Furka in besserer Erinnerung behalten. Wie schon im Straßenbericht gemeldet, gilt für die alte Gotthardstraße noch Wintersperre. Wir müssen also auf der neuen Straße über den Gotthard (2109 m). Phänomenal ist hier der Klimawechsel: War es auf der Nordseite noch wolkenverhangen und saukalt, ist es jenseits der Paßhöhe sonnig und je weiter wir abfahren, immer wärmer. Schon kurz hinter Airolo ist es kaum noch auszuhalten und wir haben ein neues Problem: Wohin jetzt mit den ganzen Klamotten?

Wir fahren bis Luino am Lago Maggiore, haben allerdings Probleme, ein Zimmer für eine Nacht zu finden. Schließlich werden wir fündig und können einen lauen (Früh-)Sommerabend und ein oder zwei Weizenbiere in einer Pizzeria am Seeufer genießen. Auch die Grappa-Hausmarke war nicht schlecht ...

Der nächste Morgen beginnt mit Sonnenschein und leichten Kopfschmerzen. Bricht meine Lederallergie wieder durch? (Immer wenn ich in meinen Stiefeln aufwache, habe ich Kopfschmerzen.) Ein Sprung in den Lago bringt den Kreislauf wieder auf Hochtouren. Das Wasser ist noch elendig kalt, so dass nicht viel mehr als nur ein paar hektische Schwimmzüge drin sind. Aber immerhin: Die Lederallergie ist verflogen...

Nach dem Frühstück sitzen wir wieder auf und fahren zurück in Richtung Norden. Der Lukmanier hat noch Wintersperre (war ich nicht eben noch baden???) und so bleibt uns nur der Weg zurück über den Gotthard. Anfangs glauben wir Glück zu haben, denn die alte Kopfsteinpflasterstraße ist zunächst befahrbar, doch nach ein paar Kurven müssen wir uns eines besseren belehren lassen. Also wieder über die neue Straße, diesmal auch auf der Nordseite mit besserem Wetter. Hinter Andermatt picknicken wir in der Schöllenenschlucht, um uns für den letzten Alpenpaß zu stärken. Die Strecke über den Klausenpaß (1984 m) hat zwar keine spektakulären Serpentinen zu bieten, ist dafür aber landschaftlich außerordentlich reizvoll.

Bei Bilten queren wir die Autobahn und halten uns nördlich. Unser letzter Paß ist der Rickenpaß (790 m). Hier im Voralpenland muss man halt flachere Bälle spielen ... Dafür bietet die Straße durch die sanft hügelige Landschaft einiges für die Schräglagenartisten.

Da es schon wieder später Nachnittag ist, sehen wir jetzt zu, dass wir nach Hause kommen. Über Will, Frauenfeld, Stein am Rhein gelangen wir nach Singen, von wo wir über die A81 nach Hause rutschen

 Furkapass im Nebel

 

 alte Gotthardstraße

 

 am Gotthardt